20.03.2024

KIM

Zum 1. Juli 2020 wurde die Kostenpauschale GOP 40144 EBM, die ich bisher für Kopien in Ansatz bringen konnte, ersatzlos gestrichen. Ein ärztlicher Kollege erbittet von mir die Befundübermittlung für einen gemeinsamen Patienten. Soll ich dem Kollegen die Kosten für die Kopien nun privat in Rechnung stellen?: Nein, dies ist nicht zulässig. Die Erstattung von Versandkosten für Arztbriefe und Befunde wurde zum 3. Quartal 2020 neu geregelt. Die Pauschale für die Erstellung von Kopien wurde in diesem Zusammenhang gestrichen. Hintergrund für das neue Vergütungssystem ist die Vorgabe des Gesetzgebers, den Versand elektronischer Arztbriefe und Befunde stärker zu fördern mit dem Ziel, den Umstieg auf die digitale Kommunikation zu beschleunigen.
Dabei ist vorgeschrieben, dass Praxen für den Versand von eArztbriefen einen Dienst für Kommunikation im Medizinwesen, kurz KIM, nutzen müssen. Einen solchen Dienst benötigen Sie unter anderem auch für den elektronischen Versand der AU-Bescheinigungen an die Krankenkassen, der ab 1. Januar 2021 Pflicht ist.
Wann wird die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) verpflichtend starten? Welche Voraussetzung muss meine Praxis-EDV erfüllen?: Ab Oktober 2021 wird die digitale Übermittlung der elektronischen Arbeitsunfähigkeits-bescheinigung an die Krankenkassen für alle Vertragsarztpraxen Pflicht (ursprüngliche Frist: 1. Januar 2021).
Die technischen Voraussetzungen für die eAU sind neben einer Anbindung an die TI und an den Kommunikationsdienst KIM ein eAU-Update/-Modul der Praxissoftware und ein eHBA 2.0 (elektronischer Heilberufsausweis) für die Signatur.
Zum KIM-Dienst siehe KVH-Journal 10/2020, Seite 18 (sowie KVH-Journal 2/2021, Seite 21). Zum eHBA 2.0 siehe KVH-Journal 9/2020, Seite 16
Ist die Anschaffung von KIM freiwillig?: Ab Oktober dieses Jahres wird die Nutzung von KIM verpflichtend, da alle Arztpraxen die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) über KIM an die Krankenkassen senden müssen. Dies ist im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) festgelegt.
Übrigens: Der KIM-Dienst wird sukzessiv um die KV-Abrechnung, eDokumentation und DALE-UV (Datenaustausch mit Leistungserbringern in der Gesetzlichen Unfallversicherung) erweitert.
Ich möchte in meiner Praxis KIM nutzen. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein und wer ist mein Ansprechpartner?: Für KIM gelten neben der TI-Grundausstattung folgende technische Voraussetzungen:
●der E-Health-Konnektor (d. h. Software-Update zum Bestandsgerät)
●ein Vertragsabschluss mit einem zugelassenen KIM-Anbieter
●das Client-Modul für KIM (wird vom KIM-Anbieter gestellt)
●das Praxisverwaltungssystem-Modul für eine einfache Integration und Nutzung des KIM-Dienstes
●das Vorliegen des elektronischen Heilberufsausweises mindestens der Generation 2.0
Bitte wenden Sie sich direkt an Ihren Systembetreuer/TI-Anbieter.
Kann ich mich zwischen den KIM-Dienst-Anbietern frei entscheiden?: Ja, Sie können sich unabhängig von den bisher eingesetzten TI-Diensten und -Komponenten frei für einen KIM-Dienst entscheiden. Mit kv.dox bietet die KBV einen eigenen KIM-Dienst an. Eine Kompatibilität zu Ihrem Praxisverwaltungssystem ist von allen KIM-Anbietern gewährleistet.
Habe ich bis zur Anschaffung von KIM auch eine Möglichkeit, eArztbriefe zu versenden oder zu empfangen?: Nein, seit dem 1. April 2021 ist KIM die einzige Möglichkeit, eArztbriefe zu übermitteln und damit auch den Versand und Empfang von eArzt-briefen vergütet zu bekommen. Bis zum 31. März 2021 konnten Praxen für das Versenden und Empfangen von eArztbriefen übergangs-weise alternative Kommunikationsdienste wie KV-Connect nutzen.
Wie wird der Versand von eArztbriefen vergütet?: Zusätzlich zur Vergütung für den Versand (GOP 86900 / 28 Cent) und Empfang (GOP 86901 / 27 Cent) wird seit dem 01. Juli 2020 eine Struktur-förderpauschale in Höhe von 11 Cent (GOP 01660 EBM) je eArztbrief extrabudgetär vergütet. Für die Pauschalen 86900 und 86901 gilt ein gemeinsamer Höchstwert in Höhe von 23,40 Euro je Quartal und Arzt. Für die GOP 01660 wurde kein Höchstwert vorgegeben.
Welche Kosten fallen für den KIM- Dienst für mich an?: Mit der TI-Finanzierungsvereinbarung sind die Kosten für KIM abgedeckt. In der Finanzierungsvereinbarung ist je Vertragsarztpraxis eine einmalige Einrichtungspauschale von 100 Euro und eine Betriebskostenpauschale von 23,40 Euro je Quartal veranschlagt.
Wie erhalte ich die Pauschalen für die Einrichtung des KIM-Dienstes?: Als Praxisinhaber haben Sie Anspruch auf die Erstattung der Kosten im Rahmen der TI-Finanzierung, sobald Sie der KV Hamburg anzeigen, dass Sie die notwendige Komponente aktiviert haben. Hierfür setzen Sie einfach in dem Quartal, in dem KIM betriebsbereit ist, bei mindestens einem Behandlungsfall bei jeder Ihrer Betriebsstätten (auch Nebenbetriebsstätten) die Pseudo-GOP 96701 für die Finanzierung an. Im Zuge dessen zahlen wir Ihnen die zustehenden Pauschalen spätestens zwei Monate nach Quartalsabschluss über das Honorarkonto aus.
Kann ich die Funktionen von KV-Connect weiterhin nutzen?: KIM soll zukünftig die bisherige Kommunikation über KV-Connect ablösen. Infolgedessen sollen sämtliche Anwendungen über KIM abgebildet werden, die derzeit noch über KV-Connect laufen. Bis zum Abschluss der Migration wird KV-Connect weiterbetrieben. In dieser Übergangszeit ist eine parallele Nutzung beider Dienste unumgänglich, wenn KV-Connect-Anwendungen genutzt werden, die noch nicht über KIM verfügbar sind. Eine zeitliche Planung ist derzeit noch nicht bekannt.
Was mache ich, wenn mein PVS-Anbieter noch keinen KIM-Dienst bereitstellt?: KIM-Dienste sind gemäß den gesetzlichen Vorgaben mit jedem Konnektor und mit jedem PVS kompatibel. Aus diesem Grund können Sie sich für einen KIM-Dienst-Anbieter frei entscheiden. Die KBV bietet bereits einen zertifizierten KIM-Dienst an.