
Hilfmittel
- Ist die Verordnung eines Urin-Kathetersets zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung möglich?
Nein, Urin-Kathetersets sind nicht verordnungsfähig, da sie nicht verordnungsfähige Materialien (Einschlagtuch, Abfallbeutel, Urinschale, Pinzette) enthalten. Gemäß Hilfsmittelverzeichnis sind Versorgungssets für die ableitende Inkontinenzversorgung nur dann verordnungsfähig, wenn das Set aus zugelassenen Einzelprodukten besteht.
- Ich möchte meiner Patientin medizinische Kompressionsstrümpfe verordnen. Welche medizinische Indikation rechtfertigt die Verordnung einer bestimmten Kompressionsklasse?
Generell gilt: Die Wahl der Kompressionsklasse liegt in Ihrem ärztlichen Ermessen. Eine starre Zuordnung der unterschiedlichen Ausprägung von Schädigungen/Krankheitsbildern zu Kompressionsklassen ist nicht durchgehend möglich, da auch individuelle Faktoren eine wichtige Rolle für die Akzeptanz der Versorgung mit Hilfsmitteln zur Kompressionstherapie spielen. Wenn beispielsweise ein Lymphödem eigentlich eine Versorgung mit Produkten der Kompressionsklasse III erfordert, der Patient aber nur die Kompressionsklasse II toleriert, muss der Arzt abwägen. Es ist für den Patienten besser, Kompressionsstrümpfe einer niedrigeren Kompressionsklasse zu tragen als gar keine. Insofern dient die Zuordnung von Schädigungsbildern zu Kompressionsklassen in den jeweiligen Produktarten der Orientierung, ist aber nicht als starre Vorgabe zu verstehen:
Kompressionsklasse I
Schädigung der venösen Gefäßfunktion/-struktur am Unterschenkel/Knie/Oberschenkel (z. B. geringe Varikose, beginnende Schwangerschaftsvarikose) mit leicht ausgeprägter Schwellneigung, leichtem Ödemrisiko, Schweregefühl, zur Ödemreduktion, Beschwerde- und Schmerzlinderung.
Kompressionsklasse II
Schädigung der venösen/lymphatischen Gefäßfunktion/-struktur am Unterschenkel/Knie/Oberschenkel (z. B. Schwangerschaftsvarikose mit Ödem, nach Varizenstripping/Sklerosierung/venenchirurgischen Eingriffen, nach Thrombophlebitis, nach Abheilung venöser Ulzera, akute Thrombose) mit mäßig ausgeprägter Schwellneigung, Ödem, zur Ödemreduktion, Beschwerde- und Schmerzlinderung, Rezidivprophylaxe nach venösen Ulzera.
Kompressionsklasse III
Schädigung der venösen/lymphatischen Gefäßfunktion/-struktur am Unterschenkel/Knie/Oberschenkel (z. B. akute Thrombose, postthrombotische Insuffizienz, Lymphödem ab Stadium II, Ulcus cruris venosum) mit erheblich ausgeprägter Schwellneigung, Ödem, gegebenenfalls Hautveränderung, zur Ödemreduktion, Beschwerde- und Schmerzlinderung, Behandlung venöser Ulzera.
Kompressionsklasse IV
Schädigung der venösen/lymphatischen Gefäßfunktion/-struktur und der Haut/Unterhaut am Unterschenkel/Oberschenkel (z. B. Lymphödem ab Stadium III, Elephantiasis) mit erheblich ausgeprägter bis voll ausgeprägter Schwellneigung, Ödem, Hautveränderung, zur Ödemreduktion, Beschwerde- und Schmerzlinderung.
- Welche Produktgruppen medizinischer Kompressionsstrümpfe gibt es?
Medizinische Kompressionsstrümpfe werden in der Produktgruppe gegliedert nach Serienfertigung, rundgestrickte Maßanfertigung und flachgestrickte Maßanfertigung. Die Versorgung mit Serienstrümpfen erfolgt unter Berücksichtigung der notwendigen Kompressionsklassen, Größen und Strumpflängen gemäß der Normungen. Eine Maßanfertigung wird vorgenommen, falls eine Versorgung mit einem Serienstrumpf durch eine erhebliche Abweichung an einem Messpunkt und/oder größere Abweichungen an mehreren Messpunkten nicht möglich ist.
Bei Maßanfertigung wird zwischen rund- und flachgestrickten Strümpfen differenziert.
- Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe stellen die Standardversorgung bei venöser Insuffizienz dar. Da sie jedoch oben wie unten die gleiche Maschenzahl haben, sind sie bei abrupten Änderungen im umfangverlauf oder auch bei sehr großem Umfang ungeeignet, da sie zu Schnürringen führen, die wiederum die Ausbildung eines Lymphödems fördern können.
- Flachgestrickte Kompressionstrümpfe zur Behandlung von Lymphödemen und Lipödemen sind individuell gestaltet, sodass sie sich dem jeweiligen Beinumfang an den verschiedenen Lokalisationen besser anpassen. Sie sind jedoch auch teurer. Man erkennt sie an der langen Naht an der Rückseite des Strumpfes.
- Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe stellen die Standardversorgung bei venöser Insuffizienz dar. Da sie jedoch oben wie unten die gleiche Maschenzahl haben, sind sie bei abrupten Änderungen im umfangverlauf oder auch bei sehr großem Umfang ungeeignet, da sie zu Schnürringen führen, die wiederum die Ausbildung eines Lymphödems fördern können.
- Können gleich zwei Paar Kompressionsstrümpfe auf einmal verordnet werden?
Sie dürfen funktionsgleiche Mittel mehrfach verordnen, „wenn dies aus medizinischen, hygienischen oder sicherheitstechnischen Gründen notwendig ist“ (§ 6 Absatz 8 Hilfsmittel-Richtlinie). Bei Kompressionsstrümpfen sollten Sie jedoch zunächst nur ein Paar verordnen, um sich von der Zweckmäßigkeit, Passgenauigkeit und Handhabbarkeit durch den Patienten zu überzeugen.
- In welchen Intervallen dürfen wir unseren Patienten ein neues Paar Kompressionsstrümpfe verordnen?
Eine genaue Vorgabe gibt es nicht. Die Mindesthaltbarkeit von Kompressionsstrümpfen beträgt bei regelmäßiger Nutzung in der Regel sechs Monate. Erst bei erneuter Notwendigkeit (z. B. Verschleiß) kann eine neue Verordnung erfolgen. Bei vorzeitigem nutzungsbedingten Verschleiß, wie auch bei krankheitsbedingtem Verschleiß und bei krankheitsbedingter Formänderung des Beins ist eine erneute Verordnung eines medizinischen Kompressionsstrumpfs erforderlich. In diesen Fällen, empfehlen wir Ihnen, die entsprechende Begründung auf dem Rezept zu dokumentieren (z. B. wesentliche Gewichtszunahme).
- Wie lange ist eine Hilfsmittelverordnung gültig?
Ab Ausstellungsdatum ist die Hilfsmittelverordnung 28 Kalendertage gültig.