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20.04.2020

„Infektpraxen“ – der nächste Schritt im Kampf gegen Corona

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) erweitert ihre Strategie im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie in Hamburg. Angesichts der von vielen Experten erwarteten Zunahme von Infektionen nach Lockerung der Kontakteinschränkungen ergänzt die KVH die bisherigen Strukturen durch so genannte „Infektpraxen“, in denen Patienten mit Erkältungsbeschwerden und Corona-Verdacht zentral diagnostiziert werden können.

Diese sind über die gesamte Stadt verteilt. Die Infektpraxen werden eingerichtet in etablierten, leistungsfähigen Hausarzt- oder HNO-Praxen, die ihren „Normalbetrieb“ auf ein Minimum herunterfahren und schwerpunktmäßig für Patienten mit Atemwegs-Infekten gleich welcher Art zur Verfügung stehen. 

Die Infektpraxen sollen Patienten aufsuchen, die keinen Hausarzt haben oder deren Hausarzt die Behandlung infektiöser Patienten ablehnt. Diese Patienten erhalten über eine Hotline der KVH (Tel. 040 22802-930) einen Termin in der nächstgelegenen Infektpraxis. Ohne Termin können die Praxen nicht aufgesucht werden. Sie sind so ausgewählt, dass sie gut mit dem PKW anzufahren sind. Patienten, die schwerere Symptome haben oder immobil sind, werden weiterhin über den „Arztruf Hamburg“ (116 117) in der Häuslichkeit aufgesucht und betreut. In der Infektpraxis findet eine klinische Abklärung und ggf. eine Testung auf eine COVID-19-Infektion statt.

Das Konzept, das in Abstimmung mit der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) entstand, wurde heute vom Vorstandsvorsitzenden der KVH, Walter Plassmann, sowie Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks im Ärztehaus Hamburg vorgestellt. Es setzt die erfolgreiche Strategie in Hamburg fort, die Behandlung von infektiösen Patienten von denjenigen zu trennen, die nicht-infektiös sind.

„Wir werden in einem ersten Schritt zehn solcher Infektpraxen in allen Hamburger Bezirken anbieten“, sagte Walter Plassmann, der Vorstandsvorsitzende der KV Hamburg, „an diese Praxen können sich alle Menschen wenden, die Erkältungssymptome aufweisen und keinen eigenen Hausarzt haben oder dieser zurzeit keine infektiösen Patienten annimmt. Die Infektpraxen können nur mit Termin aufgesucht werden, den die Patienten über die Hotline 040 22802-930 erhalten. In den Infektpraxen werden die Patienten diagnostiziert, und erste therapeutische Schritte werden eingeleitet, auch kann eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt werden. Bei Verdacht auf eine Corona-Infektion wird getestet, wir richten uns dabei nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts“.

Mit diesem Konzept, so Plassmann, sei Hamburg gut aufgestellt, sollte es durch die Lockerung der Kontaktauflagen zu höheren Infektionszahlen kommen. „Wer immobil ist oder an stärkeren Symptomen leidet, soll weiterhin den „Arztruf Hamburg“ über die 116117 anfordern. Der „Arztruf“ wird zudem alle positiv getesteten Personen aufsuchen, die ärztlicher Behandlung bedürfen. Negativ getestete Patienten können anschließend problemlos ihren Hausarzt aufsuchen.“

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks: „Die neuen Infektpraxen helfen dabei, die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Das neue Konzept ermöglicht es zudem, dass Patienten mit Corona-Verdacht bei der Aufnahme möglichst wenig mit anderen Menschen in Kontakt gelangen. Der Arztruf 116117 hat sich in Hamburg als außerordentlich effektiv bei der Testung von Corona-Verdachtsfällen erwiesen. Knapp 85 Prozent der Corona-Patienten werden von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten versorgt. Hamburg testet im Bundesvergleich über den Arztruf bereits sehr viel, durch die neuen Infektzentren erweitern wir abermals die Kapazitäten zur Testung von Menschen mit COVID-19-Verdacht.“

In Hamburger Labors werden nach wie vor im Schnitt 3500 Testungen täglich auf COVID-19 vorgenommen. Die täglichen Testkapazitäten sind damit noch nicht ausgeschöpft, weitere Testungen wären möglich. Neu ist, dass zusätzlich zu den Testungen, die durch den mobilen Arztruf und die zehn künftigen Infektpraxen erfolgen, auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Testungen vornimmt. An sieben Tagen in der Woche ist das DRK auf Initiative der BGV mit bis zu sechs mobilen Teams in ganz Hamburg im Einsatz. Dabei leistet das DRK wichtige Unterstützung, indem es Abstriche bei Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern sowie Pflegekräften vornimmt. Täglich können auf diese Weise rund 600 Tests in insgesamt fünf bis sechs Pflegeheimen vorgenommen werden. Damit werden die Pflegeheime dabei unterstützt, die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen und des Personals gezielt umsetzen zu können.

Mit der zweiten Änderung der Hamburgischen SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung werden Pflegeeinrichtungen fortan dazu verpflichtet, notwendige Vorbereitungen auf das Ausbruchsgeschehen zu treffen. Dazu gehört es auch, dass Bewohnerinnen und Bewohner beziehungsweise Personal von Pflegeeinrichtungen sich beim Auftreten einer Infektion einer umfassenden Testung unterziehen, die auf diese Weise sichergestellt werden kann. Zusätzlich testet das DRK auch Beschäftigte aus Anforderung der Arbeitgeber, beispielsweise Beschäftigte aus strukturrelevanten Berufsfeldern von Polizei, Feuerwehr, Schulen, Kitas oder medizinischen Einrichtungen.

Dr. Dirk Heinrich, HNO-Arzt und Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Hamburg, betonte: „Mit dieser Strategie bieten wir Patienten mit Corona-Infektion in der derzeitigen Situation die besten Bedingungen für eine schnelle Behandlung – und wir schützen alle Arztpraxen, die Ärztinnen und Ärzte und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor dem Coronavirus. So bleiben sie arbeitsfähig und können ihre Patienten weiter versorgen.“

Die ersten Infektpraxen öffnen am Mittwoch.

Die Hotline ist ab Mittwoch, 8 Uhr besetzt.

Die telefonische Hotline 040 22802-930 ist werktags von 8 bis 18 Uhr geschaltet.