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26.03.2015

Multiresistente Keime weiter auf dem Vormarsch: KV Hamburg kritisiert 10-Punkte-Programm von Gesundheitsminister Gröhe als ineffektiv

Das 10-Punkte-Programm von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zur Bekämpfung multiresistenter Keime greift viel zu kurz. Diesen Vorwurf erhebt die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH). „Wir können dies einschätzen, weil in Hamburg das Problem der multiresistenten Keime schon seit langem auf vielen Wegen angegangen wird“, so Walter Plassmann, Vorsitzender der KVH, „einen wirklichen Durchbruch wird es aber nur geben, wenn sich die Strukturen grundlegend ändern – hier kann sich Herr Gröhe auszeichnen.“

Auch Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVH, ist der Ansicht, dass Gröhes Programm nur unzureichend geeignet ist, die Gefährdung der Menschen durch multiresistente Keime einzudämmen: „Die Regelung ist viel zu kompliziert und nicht ausreichend praktikabel, um eine Flächenwirkung zu erzielen. Die wäre aber notwendig. Dafür gibt es bislang keine Mittel.“

Hamburg sei Vorreiter bei der Bekämpfung der multiresistenten Keime, so Plassmann weiter, in der Hansestadt sei die MRSA-Testung bereits vor der bundesweiten Einführung mit den Krankenkassen vereinbart gewesen, zudem sei sie in Hamburg auf MRGN ausgeweitet worden. Ferner habe die KVH schon 2013 das „Bündnis für gezielte Antibiotika-Therapie“ gegründet, das Ärzte und vor allem auch Patienten für einen sinnvollen Einsatz von Antibiotika sensibilisieren will. „Daher wissen wir, dass das Problem der multiresistenten Keime drängend ist, es aber  entschiedener angepackt werden muss“, so Plassmann. Er fordert:

  • Vor einem planbaren Krankenhausaufenthalt müssen Patienten verpflichtend durch einen niedergelassenen Arzt auf multiresistente Keime untersucht werden. In Gröhes 10-Punkte-Plan wird lediglich angekündigt, man wolle eine solche Verpflichtung prüfen. Warum nicht sofort umsetzen?
  • Wir brauchen flankierende bundesweite Aufklärungskampagnen über den rationalen Einsatz von Antibiotika wie in Frankreich. Hier ist die KV Hamburg Vorreiter, doch solche Aktionen müssten breiter angelegt und bundesweit durchgeführt werden – mit Fernsehspots, Großplakaten und U-Bahn-Werbung. 

Das alles koste viel Geld, doch gehe es um Menschenleben, so der KVH-Vorstand. Neuen Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich etwa 15.000 Menschen an Infektionen, die überwiegend durch antibiotikaresistente Keime verursacht wurden.